Alternativtext-Duplikate

23.10.2024
Absurde Illustration: Ein Mann mit einem Blumenstrauß als Kopf steht mit de Rücken zum Betrachter. Rechts und Links von ihm stehen 2 große Spiegel, in denen er sich betrachtet. Ein Spiegelbild hat einen Fisch als Kopf, das andere einen Stromstecker.
Einen Alternativtext zu schreiben ist für eine Barrierefreie Website wichtig. Aber sind doppelt verwendete Alternativtexte ein Problem?

Inhaltsverzeichnis

Bilder und brauchen Textalternativen. So weit, so bekannt. Im stolperfreien Blog haben wir bereits darüber gesprochen, wie man einen guten Alternativtext schreibt – doch heute dringen wir in die Tiefen der alt-Attribute vor und beleuchten eine häufige Frage: Wie verhält es sich mit doppelten Alternativtexten? Sind Duplikate ein echtes Problem oder sogar nützlich?

Ist es ein Problem, wenn mehrere Bilder denselben Alternativtext besitzen?

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, aber ein alt-Attribut soll im besten Fall das Bild adäquat beschreiben für Menschen, die es nicht sehen können. Wenn mehrere Bilder denselben Alternativtext verwenden, kann dies zu Verwirrung führen. Stellen wir uns vor, ein Online-Shop verwendet für alle Produktbilder dieselbe Textalternative: „Produktfoto“. Was für ein Produkt? Welche Details sind wichtig? Genau hier gehen Informationen verloren. Nutzen Sie für unterschiedliche Bilder also auch passende Alternativtexte um die Individualität zu betonen. Es gilt: Man beschreibt das, was auch ein sehender Nutzer dem Bild entnehmen würde. Und dieser sieht die Unterschiede ja auch.

Es gibt jedoch zwei Sonderfälle:

Sollten die Bilder nur als Gruppe Sinn ergeben, beispielsweise weil fünf Sterne für eine Sterne-Bewertung genutzt werden, dann reicht es, dem ersten Bild einen Alternativtext zu geben und die ganze Gruppe damit zu beschreiben („4 von 5 Sternen“). Das Alt-Attribut der anderen Bilder kann leergelassen werden.

Werden mehrere sehr ähnliche Bilder einer Gruppe eingebunden, beispielsweise drei Farbvarianten eines Motivs, dann ist dieser Ansatz aber nicht unbedingt geeignet. Denn wird eines der Bilder bewusst geteilt, dann fehlt möglicherweise genau für dieses Bild die Bildbeschreibung. Beschreiben Sie also hier an jedem Bild kurz die Gruppenzugehörigkeit und betonen dann die Unterschiede.

Was ist, wenn der Alternativtext der Bildunterschrift entspricht?

Nicht nur Alternativtexte dienen der Beschreibung von Bildern, auch Bildunterschriften werden eingesetzt um dem Nutzer mitzuteilen, worum es in dem Bild geht. Wichtig ist dabei zu erkennen, wofür die beiden Texte vorgesehen sind.

Bildunterschriften oder Captions dienen der Beschreibung des Bildes für alle Nutzer, also auch für sehende. Beispielsweise kann der Name der abgebildeten Person oder des Ortes genannt werden um diese zuordnen zu können.

Alternativtexte dienen der Beschreibung dessen, was ein sehender Nutzer dem Bild darüber hinaus entnehmen kann. Für eine abgebildete Person kann also (falls diese Information relevant ist) über das Geschlecht, das Aussehen, die Kleidung oder die abgebildete Handlung geschrieben werden.

Bedenkt man also, dass beide Texte eine unterschiedliche Bedeutung haben, sollte es selbstverständlich sein, dass diese nicht identisch sein sollten. Passen Sie die Texte hier dem Einsatzzweck an oder lassen Sie ihn leer.

Wieso sind doppelte Alternativtexte ein Problem für Menschen mit Behinderungen?

Alternativtext-Duplikate sollten auf einer barrierefreien Website dringend vermieden werden. Wenn unterschiedliche Bilder den gleichen Alternativtext nutzen, bleibt der tatsächliche Inhalt jedes einzelnen Bildes unklar. Für jemanden, der sich auf die Beschreibung verlassen muss um die Bilder zu „sehen“, ergibt sich ein lückenhaftes Bild der dargestellten Inhalte.

Die Problematik verdoppelt sich wortwörtlich, wenn Bilder denselben Alternativtext wie die dazugehörige Bildunterschrift (Caption) aufweisen. In diesem Fall hört eine Person, die auf einen Screenreader angewiesen ist, dieselbe Beschreibung zweimal. Das ist nicht nur redundant, sondern auch ineffizient. Zudem raubt es wertvolle Zeit. Hier gilt: Jedes Wort sollte zählen.

Was sagen die WCAG?

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) geben klar vor, dass alle Nicht-Text-Inhalte über eine Textalternative verfügen müssen, die einem äquivalenten Zweck dient. Wie genau diese zu schreiben sind, wird nicht vorgeschrieben. Deshalb ist es, zumindest laut den WCAG, ganz grundsätzlich auch nicht verboten, doppelte Alternativtexte einzusetzen. Barrierefrei ist es deshalb trotzdem nicht.

Checkliste zur Vermeidung doppelter Alternativtexte

Zum Abschluss noch eine übersichtliche Checkliste zur Vermeidung doppelter Alternativtexte um so bessere und inlusivere Textalternativen zu erschaffen.

  1. Hat das Bild eine Bildunterschrift? Wenn ja, verwenden Sie einen anderen, präziseren Text oder ein leeres alt-Attribut.
  2. Ist das Bild im Text auf der Seite klar beschrieben? Wenn ja, verwenden Sie ein leeres alt-Attribut.
  3. Haben zwei verschiedene Bilder den identischen Alternativtext? Wenn ja, ändern Sie mindestens eines der Attribute, um die Unterschiede zwischen den Bildern zu erklären.
  4. Haben zwei identische Bilder identischen Alternativtext? Wenn ja, ist das zwar grundsätzlich ok, aber meistens redundant. Verwenden Sie dann gegebenenfalls ein leeres alt-Attribut für das zweite Bild.
  5. Verwenden Sie einen Standard-Alternativtext für alle neuen Bilder auf Ihrer Website? Wenn ja, hören Sie damit auf und lassen Sie ihn lieber leer. Ein leeres alt-Attribut schadet weniger als ein falsches. Noch besser wäre aber, Sie pflegen individuelle und beschreibende Alternativtexte.

Fazit – Doppelt hält nicht besser

Es ist eine Kunst, wirklich gute Alternativtexte zu schreiben und auf Websites mit sehr vielen Bildern auch eine arbeitsintensive Aufgabe. Während wir Duplikate im täglichen Leben oft schätzen – wer hätte nicht gerne einen zweiten Kaffee? – so zeigt uns die Arbeit mit alt-Attributen und Alternativtexten aber, dass im Kontext von Barrierefreiheit Qualität über Quantität geht.

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  • Absurde Illustration: Ein Fisch schwimmt im Wasser. Seine Schwanzflosse wird zu einer langen, sich windenden ToDo-Liste auf der einige Punkte abgehakt sind. Aus seinem Maul kommen quadratische Luftblasen von denen auch 2 abgehakt sind.