Aus unserem Alltag sind sie nicht mehr wegzudenken: die sozialen Netzwerke. Ob Facebook, Instagram, Tik Tok oder fürs Business auch LinkedIn – überall versuchen Menschen und Firmen, sich möglichst positiv darzustellen. Für manche eine reine Dokumentation des eigenen Lebens, für andere ein Geschäftsmodell mit lukrativen Vermarktungsmöglichkeiten. Und genau für letztere, sogenannte Content Creator ist es unerlässlich, auf die Zielgruppe zu achten. Und immer dann, wenn mir meine Zielgruppe wichtig ist und ich möglichst viele Menschen ansprechen möchte, sollte meine Social Media Posts auch barrierefrei umsetzen. Doch wie lässt sich Barrierefreiheit in Social Media Posts zuverlässig gewährleisten?
Barrierefreie Texte in sozialen Netzwerken posten
Textformatierungen
Die wenigsten sozialen Netzwerke bieten die Möglichkeit, die eigenen Texte zu formatieren. Der schlichte Wunsch, Text fett oder kursiv darzustellen wird zum Problem. Dabei ist dies auch eine wichtige Funktion für die Barrierefreiheit, denn – richtig umgesetzt – erkennen auch Screenreader diese Auszeichnung und lesen die Passagen stark oder leicht betont vor.
Wie aber die eigene Kernaussage hervorheben, wenn es keine Möglichkeiten der Hervorhebung gibt?
Viele Autoren bedienen sich dazu externer Tools und bereiten ihre Texte so vor, dass es eben doch fett gedruckten Text oder andere Schriftarten gibt, als eigentlich vorgesehen. Doch wie machen sie das?
Diese Tools ersetzen die eigentlichen Buchstaben durch andere Schriftzeichen. Eigentlich für beispielsweise mathematische Formeln gedacht, gibt es im eingebundenen Zeichensatz noch viele weitere Schriftzeichen, die keine klassischen Buchstaben, Zahlen oder Satzzeichen sind. Bindet man diese Sonderzeichen in den Text ein, dann erhält man optisch hervorgehobene Textpassagen.
Das Problem dabei? Da es sich bei den meisten dieser Zeichen nicht um standardisierte Schriftzeichen handelt, werden sie von Screenreadern ignoriert und nicht vorgelesen. Richtig, der besonders wichtige, hervorgehobene Text ist komplett unsichtbar. Barrierefreiheit in Social Media Posts sieht anders aus.
Wenn Ihnen Ihre Aussage also wichtig ist, dann verzichten Sie auf „getrickste“ Formatierungen und setzen Sie sich lieber dafür ein, dass echte semantische Auszeichnungen möglich werden.
Emojis
Emojis können helfen, eine Botschaft zu verstehen. Ist die Aussage witzig gemeint oder ernst? Handelt es sich um Ironie? Gerade dann, wenn man eine Sprache (noch) nicht sehr gut beherrscht, fällt es oft schwer, solche Feinheiten herauszuhören. Viele gestalten Ihre Posts deshalb mit mehr oder weniger hilfreichen Emojis und vermitteln so wichtige Emotionen.
Doch wie barrierefrei sind Emojis? Klare Antwort: Es kommt drauf an.
Die gute Nachricht vorneweg: Emojis werden von Screenreadern vorgelesen. Diese werden zwar etwas gestelzt und teilweise sehr präzise beschrieben, aber mit etwas Fantasie kann man daraus die Intention des Autors ableiten.
Die schlechte Nachricht: Alle Emojis werden von Screenreadern vorgelesen. Werden Emojis also mitten im Text verwendet, dann wird der vorgelesene Satz unterbrochen und der Nutzer versteht den Sinn möglicherweise nicht mehr. Werden Emojis zur Verstärkung der gewünschten Wirkung oft widerholt, dann werden sie auch 5,6 oder 7 Mal vorgelesen. Für Nutzer von Screenreadern wird außerdem nicht klar, dass es sich um ein Emoji handelt, da dies nicht eingeleitet wird.
Beispiel:
„Die Sonne scheint ☀️, ich strahle 😊! Perfekter Tag für Abenteuer 🚴♂️🚴♂️🚴♂️🚴♂️🚴♂️“
Was der Screenreader liest: „Die Sonne scheint Sonne, ich strahle lächelndes Gesicht mit lächelnden Augen und rosigen Wangen! Perfekter Tag für Abenteuer Mann auf einem Fahrrad Mann auf einem Fahrrad …“
Barrierefreie Social Media Posts sollten deshalb sparsam mit Emojis umgehen. Verwenden Sie diese außerdem nur am Ende des Textes und nicht innerhalb von Sätzen um es Ihren Nutzern zu erleichtern, den Text zu verstehen.
Gibt es auch barrierefreie Hastags?
Auch Hashtags werden von allen Screenreadern gut vorgelesen. Sie tun sich aber schwer, wenn sie nicht erkennen können, wo ein Wort endet und das nächste beginnt. Auch sehenden Nutzern fällt es oft nicht leicht, das auf Anhieb zu erkennen. Da Hastags aber keine Leerzeichen enthalten können, bedient man sich der sogenannten CamelCase- oder Pascal-Schreibweise.
Camel Case, beschreibt die Schreibweise wie die Höcker der Kamele. Begonnen wird dabei klein, jedes weitere Wort beginnt ohne Trennzeichen mit einem Großbuchstaben.
Beispiele: #digitaleBarrierefreiheit, #nieWiederIstJetzt
Pascal Case, benannt nach der Programmiersprache Pascal, funktioniert ganz ähnlich, schreibt aber auch den ersten Buchstaben im ersten Wort schon groß.
Beispiele: #LeichteSprache, #BlackLivesMatter
Barrierefreie Einbindung von Bildern in Posts
Was auf jeder Website gilt, gilt natürlich auch für die sozialen Medien: Bilder ohne Alternativtexte sind für Nutzer von Screenreadern und sonstigen Assistenzsystemen unsichtbar. Das kann im Einzelfall gewollt sein, ist es in Sozialen Medien aber nahezu nie. Denn insbesondere über Bilder wird Aufmerksamkeit erregt und Emotion übermittelt. Also brauchen auch barrierefreie Social Media Posts einen gut gewählten Alternativtext.
Wie man sinnvolle Alternativtexte findet habe ich bereits einmal verbloggt: Alternativlos gut – Wie sie barrierefreie Alternativtexte schreiben. Doch kann man in den unterschiedlichen Plattformen überhaupt Alternativtexte pflegen?
Nachem ein Foto am Post hochgeladen wurde, kann man oben Links über den Button „Bearbeiten“ verschiedene Änderungen am Bild vornehmen. Neben der Pflege des Alternativtextes kann das Bild dort auch nachträglich zugeschnitten oder gedreht werden.
Spannend: pflegt man keinen Alternativtext, dann wird dieser schon seit Jahren von einer KI automatisch erzeugt. Dabei wird tatsächlich der visuelle Inhalt der Bilder ausgelesen und beschrieben, auch Text im Bilder wird gut erkannt und zitiert. Auf diese Art stellt Facebook sicher, dass es keine Bilder ohne Alternativtext gibt – eine tolle Sache. Für eine hohe Qualität der Alternativtexte sollte man die aber trotzdem weiterhin selbst schreiben. Auch um selbst zu entscheiden welche Informationen bezogen auf Geschlecht oder Hautfarbe relevant und welche es nicht sind.
Bei Instagram muss man sich an den Filtern vorbei solange mit „weiter“ durchklicken, bis man auch den Text zu seinem Post verfassen kann. Im Browser kann man dann im Reiter „Barrierefreiheit“ bequem einen Alternativtext pflegen. In der App ist diese Funktion gut versteckt und ganz unten unter den erweiterten Einstellungen zu finden. Auch dort steht die Pflege des Alternativtextes erst als letzte Option ganz unten zur Verfügung. Warum so versteckt? Wenn man möchte, dass Nutzer diesen Pflegen, dann muss es auch unkompliziert gehen.
Automatisch erstellt Instagram zwar ebenfalls Alternativtexte, die enthalten allerdings nur Autor und Zeitpunkt, sind also völlig nutzlos. Ein leerer Alternativtext wäre hier sinnvoller gewesen als dieser.
Im geschäftlichen Umfeld immer beliebter, wird LinkedIn zu einer wichtigen Plattform um die eigene Zielgruppe zu erreichen. Gerade dann ist es auch wichtig, die Inhalte für alle Nutzer zugänglich zu pflegen. Deshalb ist es auch naheliegend, dass die Pflege eines Alternativtextes im Vergleich am einfachsten möglich ist. Nach dem Upload des Bildes reicht ein Klick auf „ALT“ unter dem Bild um eine Textalternative hinzufügen zu können.
Barrierefreiheit in Social Media – Fazit
Soziale Netzwerke sind ein zentrales Element vieler Marketingcampagnen. Doch um wirklich die ganze Zielgruppe anzusprechen sollte man auch im Social Media die Barrierefreiheit nicht außer Acht lassen. Die Netzwerke bieten dafür die grundlegenden Funktionen an. Man muss sie nur finden und nutzen. Auf außergewöhnliche Schriftexperimente durch Sonderzeichen sollten Sie lieber verzichten, auch wenn die Möglichkeit nach optischer und semantischer Hervorhebung und Strukturierung wünschenswert ist.
Weitere Informationen zu Social Media und Barrierefreiheit finden Sie unter folgenden Links: