Bilder sind ein mächtiges Werkzeug, um schwierige Informationen verständlich zu machen. Auf Websites helfen sie, Texte zu unterstützen. Eine bewusst gewählte Illustration kann dabei oft mehr sagen als ein langer Textabschnitt und hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden. Außerdem zieht es die Aufmerksamkeit auf sich, lockert Inhalte auf und macht eine Website insgesamt interessanter.
Auf Seiten in Leichter Sprache sollten Sie Bilder besonders bewusst wählen, denn die Zielgruppe dieser Inhalte sind Menschen mit kognitiven Behinderungen, Lernschwierigkeiten, Leseschwächen oder geringen Sprachkenntnissen. Man spricht dann von Leichten Bildern. Sie können Texte in Leichter Sprache zusätzlich erklären und so Ihre barrierefreie Website für eine breitere Zielgruppe zugänglich machen. Schauen wir uns an, was Leichte Bilder sind und wie man sie barrierefrei einsetzt.
Leichte Bilder auswählen
Woran erkennt man nun aber Leichte Bilder? Welche Abbildungen eignen sich und sind Illustrationen besser als Fotos? Hier eine kurze Checkliste der wichtigsten Regeln und Merkmale Leichter Bilder.
Einfach und klar
Leichte Bilder sollten einfach und klar sein. Komplizierte Darstellungen und unnötige Details können die Nutzer verwirren. Wählen Sie also Grafiken, die die Kernaussage auf den Punkt bringen und leicht verständlich sind. Ein schlichtes Symbol oder eine auf das nötigste reduzierte Illustration kann oft effektiver sein als ein aufwendiges Foto. Achten Sie insbesondere bei Fotos auf einen neutralen, ruhigen Hintergrund und entfernen Sie unnötige Elemente oder Gegenstände.
Nah am Text
Die Bilder sollten immer zum Text passen. Eine Darstellung, die den Inhalt unterstützt und verstärkt, hilft den Lesern, den Zusammenhang besser zu verstehen. Stellen Sie sicher, dass jedes Bild eine direkte Verbindung zum jeweiligen Textabschnitt hat. Rein illustrative Elemente sollten auf Seiten in Leichter Sprache dagegen vermieden werden. Erklären Sie den nebenstehenden Text. Sollte es nichts zu erklären geben, dann lassen Sie die Grafik weg.
Alltagssituationen
Bilder von Alltagssituationen sind oft ideal, um komplexe Sachverhalte in Leichter Sprache zu erklären. Sie sind einfach verständlich und helfen den Lesern, eine Verbindung zu ihrem eigenen Leben herzustellen. Es fällt Ihnen dann noch leichter, die Botschaft hinter der Darstellung zu erkennen. Achten Sie dabei aber immer auf die Lebensrealität Ihrer Leser – und nicht auf Ihre eigene!
Kulturell neutral
Achten Sie darauf, dass Ihre Abbildungen kulturell neutral sind. Was in einer Kultur als klar verständlich gilt, kann in einer anderen missverstanden werden. Das heißt, wenn Schwarz bei uns die Farbe der Trauer ist, so ist sie in anderen Gegenden der Welt die der Freude. Auch Handzeichen können schnell ungewollt zu Beleidigungen werden. Das heißt aber nicht, dass Sie nur weiße CIS-Männer abbilden müssen. Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten wissen, dass homosexuelle Personen im Rollstuhl sitzen oder Kopftuch tragen können.
Emotionen und Gesichter
Menschen reagieren auf Emotionen und Gesichter. Fotos oder Zeichnungen, die Emotionen zeigen, können eine besonders starke Wirkung haben. Achten Sie in Leichten Bildern darauf, dass die gezeigten Emotionen klar und verständlich sind, um Missverständnisse zu vermeiden. Dabei darf auch scheinbar übertrieben werden. Es kommt weniger auf eine realistische Darstellung als mehr auf die Information an, die man im Bild mitgibt.
Tipps und Tricks für Leichte Bilder
Nachdem Sie nun wissen, wie Leichte Bilder aussehen, hier noch ein paar zusätzliche Tipps zur Einbindung und Erstellung.
Alternativtexte und Bildbeschreibungen
Alternativtexte und Bildbeschreibungen
Vergessen Sie beim Einbinden Leichter Bilder nicht die Alternativtexte und Bildbeschreibungen! Diese sind nicht nur für sehbehinderte Menschen wichtig, sondern auch für Suchmaschinen. Ein klarer und prägnanter Alternativtext beschreibt, was zu sehen ist, und trägt zur Barrierefreiheit Ihrer Website bei. Wie man gute Alternativtexte schreibt, habe ich bereits in der Vergangenheit verbloggt. Auf Seiten in Leichter Sprache sollten die Alternativtexte aber unbedingt auch in Leichter Sprache verfasst werden.
Konsistenz und Wiedererkennung
Achten Sie auf Konsistenz und Wiedererkennung bei der Verwendung von Bildern. Ein einheitlicher Stil hilft den Lesern, sich besser zurechtzufinden und Ihre Inhalte leichter zu verstehen. Verwenden Sie immer wieder dieselben Symbole und Elemente, um durchgehende Verständlichkeit zu gewährleisten. Das heißt aber auch, dass Sie ihre Leichten Bilder von Profis erstellen lassen sollten, wenn Sie nicht alle Darstellungen in einem Stil finden können. Professionelle DienstleisterInnen zeichnen oder fotografieren diese in einem konsistenten und zu Ihrer Website passenden Stil. Ich vermittle Ihnen gern eine passende Person zur visuellen Übersetzung Ihrer Inhalte. Eine Übersicht über kostenlose und kostenpflichtige Datenbanken mit Leichten Bildern finden Sie bei Andrea Halbritter im Blog.
Leichte Bilder testen und Feedback einholen
Testen Sie Ihre Grafiken und holen Sie Feedback von Ihrer Zielgruppe ein. Denn, was für Sie klar und verständlich erscheint, kann für andere verwirrend sein. Wie es sich anfühlt blind zu sein, können sich Menschen noch vorstellen. Wie es ist, eine Lese- oder Lernschwäche zu haben, nicht. Nutzen Sie deshalb die Rückmeldungen von Betroffenen, um Ihre Bilder zu optimieren und sicherzustellen, dass sie wirklich leicht verständlich sind. Achten Sie darauf, dass Sie verschiedene Perspektiven und Erfahrungen einbeziehen. Fragen Sie nicht nur Personen mit Lese- oder Lernschwierigkeiten, sondern auch Fachleute, die sich mit Barrierefreiheit und inklusivem Design auskennen. Die Vielfalt der Rückmeldungen kann Ihnen wertvolle Einblicke geben.
Leichte Bilder für leichte Sprache – Fazit
Leichte Bilder sind ein essenzieller Bestandteil einer barrierefreien Website in Leichter Sprache. Sie erhöhen die Verständlichkeit des Textes zusätzlich und helfen so beim Lesen. Achten Sie aber unbedingt darauf, einfache, klare und inhaltsbezogene Bilder zu wählen. Und zum Schluss, testen Sie Ihre Zeichnungen oder Fotos mit TestleserInnen und holen Sie sich Feedback ein, um sicherzustellen, dass sie für Ihre Zielgruppe wirklich hilfreich sind.
Ganz wichtig: nehmen Sie sich bitte kein Beispiel an meinen verrückten Illustrationen, an manchen Tagen verstehe ich sie nicht einmal selbst.