Wie nutze ich Untertitel für mein Video richtig?

1.1.2025
Absurde Illustration: Ein Rotweinglas in dem man Wolken sieht, davor ein Whiskeyglas mit einer großen Welle. Auf der Welle sieht man ein Strichmännchen Surfen, vom Weinglas stürzen sich Fallschirmspringer und auf dem Fuß des Weinglases steht ein Angler.

Viele Menschen wollen inzwischen Untertitel für ihr Video nutzen. Hier erfahren Sie, wie Sie Untertitel in Ihr Video richtig einfügen.

Inhaltsverzeichnis

„Video killed the radio star“ sangen einst The Buggles und es stimmt: heute geht kaum noch etwas ohne Videos. Ob zur Weiterbildung auf YouTube, als Marketinginstrument auf LinkedIn oder TikTok-Challenge: wir sind von kurzen Clips, oft im Hochformat, und längeren Videos umgeben. Was sie alle gemein haben? Visuelle und meist auch auditive Inhalte. Doch wenn wir uns an das Zwei-Sinne-Prinzip erinnern wissen wir: jede Information muss über mindestens zwei der Sinne Sehen, Hören und Fühlen wahrnehmbar sein. Wichtige Dinge, die in dem Video also gesagt werden, müssen auch visuell ausgegeben werden. Das Tool der Wahl: Untertitel. Doch wie nutzt man sie richtig? Darum geht es heute im stolperfreien Blog.

Aufgabe von Untertiteln

Untertitel in Videos haben grundsätzlich die Aufgabe, gesprochene Inhalte in schriftlicher Form wiederzugeben und damit die Verständlichkeit zu sichern. Dabei muss man aber unterscheiden, denn es gibt zwei verschiedene Arten von Untertiteln.

Wie bitte? Untertitel oder Untertitel? – Subtitles vs. Captions!

Im Englischen ist es einfach, da werden Subtitles und Captions klar unterschieden. Im Deutschen wurde beides mit „Untertitel“ übersetzt und sorgt so dafür, dass beide gern verwechselt oder gleichgesetzt werden. Dabei gibt es wichtige Unterschiede.

Subtitles – Die Untertitel für jeden

Subtitles kennen Sie vermutlich aus dem letzten Filmabend in Originalton. Möchte man das Verständnis verbessern oder wurde der Wunschfilm nicht übersetzt, dann schaut man ihn im Originalton mit Untertiteln an. Diese enthalten dann, komplett übersetzt, alle gesprochenen Inhalte. Sie tragen auch zum Verständnis bei, wenn einem Akzente, Dialekte oder schlechte Audioqualität das Verstehen schwierig machen. Kurz: Sie werden fast immer zusätzlich zum Ton verwendet.

Captions – Die Untertitel der Barrierefreiheit

Captions ermöglichen Menschen mit Hörbeeinträchtigungen Zugang zu den Informationen im Video. Auch in lauten oder stillen Umgebungen, in denen Ton keine Option ist, garantieren Captions, dass die Botschaft eines Videos nicht verloren geht. Captions enthalten, im Gegenzug zu den Subtitles, nicht nur den gesprochenen Text selbst, sondern Informationen über alle wichtigen aktustischen Inhalte. Dazu zählen Sprecherwechsel, Geräusche im Hintergrund oder Emotionen, die für das Gesamtverständnis relevant sind. Kurz gesagt: Sie werden anstatt des Tons verwendet und machen Videos zugänglich, inklusiv und verständlich, unabhängig von Umfeld oder Hörvermögen.

Damit das auch funktioniert müssen Captions vor allem gut lesbar und inhaltlich akurat sein. Im stolperfreien Blog über digitale Barrierefreiheit konzentrieren wir uns jetzt natürlich auf die Captions.

Open Captions vs. Closed Captions

Um alle die guten Eigenschaften von Untertiteln auch zu erreichen, müssen wir uns zunächst einmal anschauen, welche Möglichkeiten zur Untertitelung wir haben. Die gute Nachricht: Untertitel werden in den sozialen Medien grundsätzlich immer beliebter. In den meisten Videos sieht man inzwischen den gesprochenen Text auch eingeblendet, in teilen auch zusätzliche Informationen wie abgespielte Hintergrundmusik. Man spricht hier von sogenannten Open Captions. Aber was genau ist das?

Open Captions – offene Untertitel

Open Captions sind, wie der Name schon sagt, offen, also immer sichtbar. Sie müssen nicht vom Nutzer zugeschalten werden sondern sind Teil des Videos, können demnach aber auch nicht ausgeblendet werden. Sie werden in der Videoproduktion als Ebene über den restlichen Inhalt gelegt. Beliebt sind sie vor allem in Medien, die auf Mobilgeräten genutzt werden, da man so dem Inhalt auch unterwegs mit abgeschaltetem Ton folgen kann.

Der Nachteil dieser Darstellung liegt in seiner fehlenden Flexibilität. Ist die Schriftgröße oder der Kontrast für den Betrachter ungeeignet, gehen ihm womöglich wichtige oder spannende Informationen verloren.

Closed Captions – geschlossene Untertitel

Sogenannte Closed Captions sind standardmäßig geschlossen und können vom Nutzer selbständig zugeschalten werden. Der Vorteil: unabhängig vom Video eingeplendete Untertitel können mit einem geeigneten Player in ihrer Gestaltung nach eigenen Wünschen angepasst werden. So können Kontraste erhöht oder Schriftarten und -größen geändert werden. Auf diese Weise können auch Nutzer mit starken Sehbeeinträchtigungen an Videos teilhaben. Deshalb sind aus Sicht der Barrierefreiheit nur Closed Captions als wirkliche Untertitel für Ihr Video geeignet.

Ob Closed Captions funktionieren hängt allerdings vom verwendeten Player bzw. der Plattform ab, auf der die Videos hochgeladen werden. Und selbst dann müssen Nutzer wissen, wo sie diese finden.

Untertitel in mein Video einfügen

Schauen wir uns nun an, wie man Untertitel in ein Video einfügen kann. Besser gesagt, fürgen wir sie nicht ein, sondern bieten sie zusätzlich an. Denn wir konzentrieren uns aufgrund der deutlich besseren Zugänglichkeit auf Closed Captions.

Als Beispiel nehmen wir uns dieses entspannte Video, das zugegebenermaßen nur Instrumentalmusik abspielt. Lauschen Sie gern, aber Sie müssen nicht auf Text warten. Es dient uns nur als Beispiel.

Lizenzangaben zum Video

Video

YouTube-Kanal von MyFreeMusic (Zur vollständigen Version)

Lied

Name: Fly-away
Künstler: Koi-discovery
Album: Hypercube
Original: https://freemusicarchive.org/music/koi-discovery/hypercube/fly-away/
Lizenz: CC0 1.0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)

Hintergrundbild

Name: High Angle View of Trees Against Sky
Künstler: invisiblepower
Original: https://www.pexels.com/photo/high-angle-view-of-trees-against-sky-303014/
Lizenz: Legal Simplicity (https://www.pexels.com/license/)

Erstellung der Untertitel als Datei

Für Videos mit viel Text empfiehlt sich eine Spracherkennung, um die grundlegenden Untertitel als Datei anzulegen. Diese sollte zwar unbedingt nachbearbeitet werden, aber die Zeitstempel stehen dann zumindest schon fest. Prüfen Sie aber im Anschluss, ob alle Texte richtig verstanden wurden und ob eventuell wichtige Hintergrundgeräusche oder Informationen über die Sprecher ergänzt werden sollten.

Für usner kleines Testvideo erstellen wir die Datei fix selbst. Zu den gängigsten Dateiformaten für Untertiel zählen SRT und WebVTT, da es sich um einfach zu lesende Textdateien handelt. Diese können Sie mit einem reinen Texteditor ohne Formatierung (also nicht Word, sondern beispielsweise Windows Editor oder Notepad++) anlegen und bearbeiten. Ich zeige am Beispiel von WebVTT, wie schnell und einfach eine solche Datei geschrieben ist.

WEBVTT

00:00:03.000 --> 00:00:08.000
[Stimmungsvolle Musik]

00:00:44.000 --> 00:00:49.000
[Gitarrenmusik setzt ein]

Wir beginnen mit dem Format, WEBVTT. Anschließend folgen in einzelnen Blöcken immer die Angabe der Zeitstempel (von wann bis wann soll der Untertitel angezeigt werden) und des Textes, der gezeigt werden soll. In meinem Test erwähne ich also später noch, dass jetzt Gitarrenmusik einsetzt.

Video einbinden und Untertitel für das Video bereitstellen

Nun sorgen wir dafür, dass unser Video auch auf der Website zu sehen ist und man die Untertitel hinzuschalten kann. Um Videos auf einer Website einzubinden, kann man zunächst einmal das Element video im HTML verwenden. Es bietet viele Möglichkeiten, Videos in mehreren Dateivormaten, für unterschiedliche Viewport-Größen und mit allen dazugehörigen Alternativen anzulegen. Alle Browser haben einen eigenen Videoplayer implementiert, der das Element voll unterstützt und sich um die Ausgabe der richtigen Videodatei und der Untertitel kümmert. Es können aber auch externe Player mit zusätzlichen Funktionen genutzt werden. Achten Sie hier aber insbesondere darauf, dass der Player mit der Tastatur bedienbar und vom Screenreader lesbar ist.

Hier ein einfaches Beispiel, wie man ein Video mit der zugehörigen Captions-Datei einbinden kann.

<video controls src="music_stolperfrei.webm">
    <track 
        kind="captions"
        src="captions.de_.vtt" 
        label="Beschriftungen" 
        srclang="de" 
    />
</video>

Es können beliebig viele Tracks in unterschiedlichen Sprachen hinzugefügt werden. Dabei werden folgende Typen unterschieden:

  • captions: Stellt synchronisierten Text für hörgeschädigte Nutzer bereit und umfasst Dialoge sowie wichtige Hintergrundgeräusche
  • chapters: Ermöglicht die Navigation innerhalb eines Mediums durch Kapitelmarken, die bestimmte Abschnitte kennzeichnen
  • descriptions: Liefert eine audiodeskriptive Beschreibung des visuellen Inhalts für sehbehinderte Nutzer
  • metadata: Enthält maschinenlesbare Informationen, die nicht direkt für den Nutzer angezeigt werden, etwa für Analysetools
  • subtitles: Bietet übersetzten Text für Dialoge oder sprachliche Inhalte, speziell für Nutzer, die die Originalsprache nicht verstehen

Das Attribut controls sorgt übrigens dafür, dass alle Bedienelemente sichtbar bleiben. Nur so können Nutzer auch unkompliziert die Untertitel aktivieren. Blenden Sie diese also wenn möglich nicht aus.

Ein umfangreiches Tutorial zur Verwendung von <video> finden Sie bei selfhtml.org.

Fazit – die perfekten Untertitel für Ihr Video

Fassen wir alles wichtige über die perfekten Untertitel für Ihr nächstes Video doch noch einmal in einer kurzen Checkliste zusammen.

  1. Genau: Untertitel bilden möglichst genau das Gesprochene im Video ab und ändern nur, wo unbedingt nötig. Prüfen Sie deshalb von Spracherkennung automatisiert erstelle Untertitel möglichst genau. Nicht immer wurde der Text richtig verstanden.
  2. Synchron: Untertitel werden synchron zur Audiospur eingeblendet.
  3. Musik und Hintergrundgeräusche: [klassische Musik im Hintergrund] [eine Katze faucht] Wenn wichtige Geräusche, die keine Sprache sind, im Video vorkommen, dann erwähnen Sie diese auch in den Untertiteln.
  4. Sprechweise: [verschwörerisch] Beschreiben Sie, wie etwas gesprochen wird, wenn es für das Verständnis wichtig ist (beispielsweise um Ironie zu erkennen).
  5. Sprecher: [Ria] Falls es nicht ersichtlich ist, erwähnen Sie einen Wechsel von Sprechern
  6. Länge: Die optimale Länge von gleichzeitig sichtbarem Text liegt bei 1-2 Zeilen. Der Text sollte dabei in Sinneinheiten getrennt werden, beispielsweise Hauptsatz und Nebensatz.
  7. Position: Menschen können Untertiteln und dem Geschehen im Video am Besten folgen, wenn die Texte sich mittig im unteren Bereich des Bildschirms befinden. Stellen Sie aber sicher, dass es keine Überlappungen mit Textinhalten im Video gibt.
  8. Bewegung: Karaoke gehört in die Karaokebar. Nutzen Sie das Prinzip nicht für Ihre Videos, denn es stört den Lesefluss. Texteinheiten werden im Ganzen eingeblendet und rollen nicht durch. Das aktuell gesprochene Wort wird außerdem nicht hervorgehoben, da die Augen so nicht ordentlich fokussieren können und das Lesen praktisch unmöglich wird.
  9. Lesbar: Stellen Sie sicher, dass Ihre Open Captions lesbar sind. Dazu zählen eine serifenlose Schrift und gute Kontraste. Am besten nutzen Sie ein Off-Black als festen Hintergrund und ein Off-White als Schriftfarbe.
  10. Anpassbar: Die lesbarsten Untertitel sind die, die sich der Nutzer selbst gestalten kann. Nutzen Sie also im Idealfall Closed Captions und einen Player, welcher individuelle Wünsche für Schriftgrößen und -farben der Nutzer unterstützt.