Doppelt gemoppelt – das Zwei-Sinne-Prinzip

29.5.2024
Absurde Illustration: Ein Brockolist-Engelchen vor einem Spiegel, in dem ein Brokkolistängelchen zu sehen ist.

Doppelt hält besser. Warum das Zwei-Sinne-Prinzip die Barrierefreiheit einer Website verbessert und für eine barrierefreie Website unerlässlich ist.

Inhaltsverzeichnis

Wieviele Sinne genau Menschen eigentlich haben, darüber streitet die Wissenschaft gern. 6, 7, 8, manches Mal sogar bis zu 13. Unstrittig ist jedoch, dass es Personen gibt, bei denen einer dieser Sinne nicht oder nicht so gut funktioniert wie bei anderen. Brillen sind inzwischen Standard um bestimmte Sehschwächen auszugleichen, aber nicht jede Einschränkung lässt sich so leicht korrigieren. Damit Menschen mit Behinderungen trotzdem an der digitalen und der analogen Welt teilhaben können, gilt in der Barrierefreiheit das sogenannte „Zwei-Sinne-Prinzip“. Was das ist und wie man es in einer barrierefreien Website umsetzt, schauen wir uns heute an.

Was ist das Zwei-Sinne-Prinzip?

In der analogen wie digitalen Welt gilt laut  DIN 18040-3 sinngemäß: damit eine Einrichtung barrierefrei ist müssen wichtige Informationen über mindestens zwei der drei Sinne Sehen, Hören oder Tasten wahrnehmbar sein. An piepende Ampeln haben wir uns inzwischen schon gewöhnt. Aber auch Feueralarme werden über Sirenen und rote Warnleuchten übermittelt. Fahrstühle sagen die Etagen an, die Bedienelemente werden mit Brailleschrift versehen. All diese Entwicklungen der letzten Jahre sind aus dem Zwei-Sinne-Prinzip entstanden.

Damit soll Menschen mit Einschränkungen in einem der Sinne die Möglichkeit gegeben werden, denselben Informationsgewinn über einen anderen Sinn zu erhalten.

Praktische Anwendung des Zwei-Sinne-Prinzips auf Websites

Auch auf die digitalen Medien lässt sich dieses Prinzip anwenden. Nicht umsonst sind Websites nur dann barrierefrei, wenn sie Screenreader vollständig unterstützen. Auch die Ausgabe über eine Braille-Zeile ist möglich. Das heißt, Sie müssen nicht selbst dafür sorgen, dass Inhalte vorgelesen werden, aber Sie müssen ermöglichen, dass Screenreader es können. Dazu zählt auch, geeignete Alternativtexte für Bilder bereitzustellen.

Schwieriger wird die Umsetzung bei der Einbindung von Videos. Hier gilt es, für jeden Sinn eine Alternative anzubieten. So entstehen oft viele alternative Ton- und Bildversionen. Eine gesprochene Version des visuellen Inhalts, eine Textalternative der Tonspur in Form von Untertiteln, Gebärdesprachevideos und viele mehr.

Zwei-Methoden-Prinzip der visuellen Darstellung

Man kann das Zwei-Sinne-Prinzip aber auch auf einen einzelnen Sinn anwenden, das Sehen. Die Möglichkeiten von Fehlsichtigkeiten sind vielfältig. Am weitesten verbreitet ist wohl die Rot-Grün-Schwäche, die immerhin fast 10% der westeuropäischen Männer betrifft. Aber auch vollständige Farbblindheit oder Sehschwächen, die eine starke Vergrößerung oder bestimmte Schriftarten erforderlich machen, sind möglich. Hier gilt: jede Information sollte nicht allein über ein einzelnes visuelles Merkmal unterschieden werden. Auch ohne die Wahrnehmung von Farben sollten Links vom Fließtext unterschieden werden können, auch in einer einheitlichen Schriftart oder -größe sollte klar sein, welcher Menüpunkt gerade aktiv ist.

Einige praktische Best-Practises:

  • Links sollten zusätzlich zur Farbe unterstrichen sein oder ein einleitendes Icon erhalten
  • Aktive Menüpunkte können mit fetter Schrift ausgezeichnet werden oder einen Hintergrund erhalten
  • Ein Status kann nicht nur über die Farben rot/gelb/grün, sondern zusätzlich über ein Icon deutlich gemacht werden

Wenn nichts mehr geht, geht Text

Wenn Sie sich einmal schwer tun, eine passende zweite Darstellungsmethodik für eine Information auf Ihrer Website zu finden, dann hilft der Leitsatz: Text geht immer. Denn Text kann wie bereits erwähnt über alle Sinne an einen Nutzer übermittelt werden. Nutzer haben entsprechend ihre Werkzeuge zur Hand.

Zwei-Sinne-Prinzip – Fazit

Das Zwei-Sinne-Prinzip ist nicht nur Vorschrift zur Bereitstellung von Informationen für zwei verschiedenen Sinne. Vielmehr können Sie den Ansatz auf die gesamte Konzeption von Projekten und Websites erweitern. Binden Sie nicht nur eine Kontaktmöglichkeit auf Ihrer Website ein, denn nicht jeder Nutzer kann über eine Telefonnummer wirklich Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Denken Sie immer in mehreren Alternativen und bieten Sie diese gleichwertig an. Dann bieten Sie nicht nur Menschen mit Einschränkungen sondern allen Nutzern mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten und Vorlieben die Möglichkeit, Ihre Inhalte barrierefrei zu konsumieren und Kontakt zu Ihnen aufzunehmen.